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Mobiles Internet ist in China beliebter als in den USA

6 Minuten lesen | August 2010

Shan Phillips, Vizepräsident, Großraum ChinaBereich Telekommunikation, The Nielsen Company

In den Straßen von Guangzhou, Harbin und Shanghai ist das Mobiltelefon allgegenwärtig geworden. Einst war es die Domäne der Elite, jetzt scheint es, dass fast jeder eines hat. Der weit verbreitete Besitz von Mobiltelefonen ist in China erst eine relativ neue Entwicklung, aber die Verbraucher dort haben die Technologie voll angenommen und nutzen sie in mancher Hinsicht intensiver als ihre amerikanischen und europäischen Kollegen.

Für viele Menschen in China ist das mobile Web das Einzige, was sie brauchen. Wenn sie an das Internet denken, denken sie nicht daran, sich an einen Desktop-PC und das Zubehör wie Mäuse, Tastaturen, Mauspads, Drucker und Monitore zu binden. Viele Haushalte in China haben nicht nur keine Festnetzanschlüsse für die Sprachkommunikation (und brauchen sie auch nicht), sondern benötigen auch keinen festverdrahteten Internetzugang, um im Internet zu surfen. Mit Mobiltelefonen haben sie alles, was sie brauchen, direkt in der Hand.

In kurzer Zeit haben die chinesischen Mobilfunknutzer ihre amerikanischen Kollegen bei der Nutzung der Geräte für den Internetzugang überholt (38 % der chinesischen Mobilfunknutzer im Vergleich zu 27 % der amerikanischen Mobilfunknutzer), und das trotz weniger fortschrittlicher Netze. Ob Kinder in Peking, die Spiele herunterladen, oder Erwachsene in Shanghai, die Echtzeit-Informationen über den Aktienmarkt und die Möglichkeit, diese unterwegs zu nutzen, benötigen - das mobile Web wird zu einem festen Bestandteil des chinesischen Lebens.

Um herauszufinden, wo dieser wichtige Markt steht - und wo potenzielle Chancen für Einzelhändler, Gerätehersteller, Dienstanbieter und Produzenten von Inhalten liegen - hat The Nielsen Company gerade seinen neuesten Mobile Insights Report über China veröffentlicht. Der Bericht gibt einen Einblick in die Möglichkeiten, die Bedürfnisse der mobilen Internetnutzer in China zu befriedigen. Dies sind nur einige der Highlights.

Wer nutzt Mobiltelefone und wonach suchen sie?

Heute gibt es in China 755 Millionen Mobiltelefonteilnehmer - mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Damit ist China der weltweit größte Markt für mobile Geräte. Diese Zahl wird (natürlich) nur steigen, wenn die Bevölkerung wohlhabender wird. Nielsen fand heraus, dass die Aufteilung zwischen den Geschlechtern fast gleich ist: Frauen machen 49 % der Nutzer aus, während Männer 51 % ausmachen. Erwachsene im Alter von 25-34 und 35-44 Jahren machten den größten Anteil der Nutzer aus (jeweils 23 %).

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Die Mehrheit der Verbraucher (54 %) nutzte ihre Geräte für erweiterte Daten wie E-Mail, Spiele und Musik, während 36 % ihr Telefon nur für Text/SMS und Sprache nutzten (weitere 10 % gaben an, ihr Telefon nur für Anrufe zu verwenden).

Mit der Konsolidierung des Telekommunikationsmarktes in China im vergangenen Jahr beherrschen nun drei Anbieter den Markt. China Mobile ist mit mehr als 70 % Marktanteil klarer Marktführer, gefolgt von China Unicom und China Telecom.

Bei den Handymarken dominiert Nokia, gefolgt von Samsung und Motorola. Die eigentliche Geschichte ist jedoch, dass die internationalen Spitzenmarken Marktanteile an lokale Marken verlieren, die preisgünstige Telefone mit Funktionen entwickelt haben, die den chinesischen Verbraucher ansprechen, wie z. B. besonders laute Lautstärkeeinstellungen, ausgefallene Formen und Designs und besonders lange Akkulaufzeiten. Verstärkt wurde dieser Trend durch die Auflage der Regierung, dass der führende Betreiber China Mobile eine 3G-Technologie (TD-SCDMA) einsetzt, die in anderen Märkten nicht verwendet wird, was globale Gerätemarken vor die schwierige Entscheidung stellt, Geräte für diesen neuen Standard zu entwickeln.

Während der Preis für die Verbraucher der wichtigste Faktor beim Kauf eines neuen Geräts war, sehen wir ein zunehmendes Interesse am Stil und den Funktionen des Geräts sowie eine starke Markentreue.

Der durchschnittliche chinesische Mobilfunknutzer gab etwas mehr als 10 US-Dollar pro Monat für seinen Dienst aus (zum Vergleich: 500 US-Dollar gelten als guter Arbeiterlohn in den wohlhabenderen städtischen Gebieten Chinas). Männer gaben mehr aus als Frauen, während Verbraucher, die ihr Gerät hauptsächlich für geschäftliche Zwecke nutzen, am meisten ausgaben. Da junge Menschen zwischen 24 und 35 Jahren die meisten Daten nutzen, ist es nicht überraschend, dass sie auch die ausgabenstärkste Altersgruppe sind.

Wie nutzen Chinesen ihre Mobiltelefone?

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Sowohl Prepaid- als auch Postpaid-Kunden nutzten ihre Geräte für Textnachrichten/SMS (87 % bzw. 80 %). Spiele waren am zweitbeliebtesten, gefolgt vom mobilen Internet, das auch bei Postpaid-Kunden stärker verbreitet ist. Videodienste wie mobiles Fernsehen, Messaging und Videogespräche wurden nur von einem kleinen Prozentsatz der Nutzer genutzt, was vor allem auf Probleme mit der Netzgeschwindigkeit zurückzuführen ist. Sobald 3G ausgebaut ist, werden diese Dienste wahrscheinlich an Popularität gewinnen.

Es ist vielleicht nicht überraschend, dass chinesische Jugendliche unterwegs mehr im Internet surfen als Erwachsene - sie sind mit dem Internet aufgewachsen. Ebenso nutzen Stadtbewohner, die Zugang zu einer besseren Netzabdeckung haben, ihre Mobiltelefone häufiger für den Internetzugang als ihre Pendants auf dem Land.

Marktchancen

Zwar greifen fast 40 % der chinesischen Handynutzer auf das mobile Internet zu, doch nutzen sie nicht so viele datenintensive Anwendungen wie mobile Videos und das Hochladen von Inhalten. Hierfür gibt es eine Reihe von Gründen: 3G wurde erst letztes Jahr eingeführt; die Verbreitung von Smartphones wie iPhone und Android ist noch gering; das Ökosystem für mobile Anwendungen ist nach wie vor fragmentiert, und die Plattformen für soziale Netzwerke sind weniger entwickelt. Da die Mobilfunkdurchdringung gerade die 50 %-Grenze überschreitet, nimmt die Zahl der Festnetzanschlüsse in China ab, da immer mehr Nutzer sich abmelden und der Zugang zum Internet über Computer weniger verbreitet ist als in den USA.

Das Wachstum Chinas in den letzten zehn Jahren war außergewöhnlich und es gibt kaum Anzeichen dafür, dass es in nächster Zeit nachlässt. Daher ist es nur natürlich, dass chinesische Verbraucher von ganzem Herzen Technologien und Produkte annehmen, die es ihnen ermöglichen, auch unterwegs produktiv zu sein - und in Verbindung zu bleiben.

China im Vergleich zu den U.S.A: Wie sich die Nutzung unterscheidet

In China nutzt die große Mehrheit der Mobilfunkkunden (87 %) Prepaid-Tarife. In den USA nutzen weniger als 20 % der Mobilfunknutzer solche Tarife, da die meisten Amerikaner Post-Paid-Tarife bevorzugen. Obwohl Chinesen eine geringere 3G-Netzabdeckung haben und weniger Smartphones besitzen, nutzen sie ihre Mobiltelefone eher für den Internetzugang von unterwegs als Amerikaner (38 % gegenüber 27 %). Chinesen schrieben auch häufiger SMS (86 % gegenüber 64 %) und erhielten häufiger Sofortnachrichten (23 % gegenüber 16 %). Unterdessen nutzten die Amerikaner ihre mobilen Geräte häufiger als die Chinesen für E-Mails (25 % gegenüber 8 %) und Bildnachrichten (37 % gegenüber 22 %).

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Da die 3G-Entwicklung in den USA weit verbreitet ist, nutzten die Amerikaner bandbreitenintensive Anwendungen wie das Hochladen von Inhalten, Videonachrichten und mobile Videos stärker als die Chinesen. Die Amerikaner besuchten auch eine größere Vielfalt an Websites, obwohl Websites zu den Themen Gesundheit/Fitness, Bildung/Beschäftigung und Automobil in China beliebter waren als in den USA.

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Der Mobile Insights Report von Nielsen über China basiert auf persönlichen Befragungen von 4.946 Verbrauchern ab 15 Jahren in 19 Städten in China. Die Interviews wurden im März 2010 durchgeführt.

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